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Landeskirchliche Gemeinschaft Langebrück

Weißes Kreuz vor Backsteinmauer

Und wollte alles wanken …

Und wollte alles wanken
Und alles bräche ein,
So sollen dein‘ Gedanken
In ihn verwurzelt sein.
Wenn auch von deinen Wänden
Der letzte Pfeiler fällt:
Er hat dich doch in Händen,
Der alle Himmel hält.

Und müßte Treue lügen
Und Glauben spräng‘ wie Glas,
Wenn alle Schrecken schlügen
Und Unglück wüßt kein Maß –
Wie Windstoß wird sich’s wenden,
Noch eh‘ Dein Herz zerschellt:
Er hat dich doch in Händen,
Der alle Himmel hält.

Und mußt du alles missen            Er wird dich nicht versäumen,
Und ganz zu Trümmern gehn      Er weiß die rechte Zeit,
Und könnt‘st vor Finsternissen      Wie auch die Wasser schäumen
Den hellen Tag nicht sehn –        In wilder Mächtigkeit.
Es muß doch alles enden,             Wenngleich vor Gischt verschwänden
Wie er sichs‘ vorgestellt:              Das Leben und die Welt:
Er hat dich doch in Händen,         Er hat dich doch in Händen,
Der alle Himmel hält.                  Der alle Himmel hält.

(Zitiert aus Gustav Schüler: Gottes Sturmflut. Religiöse Gedichte für die
Kriegszeit.
Stuttgart und Berlin: Cotta, 1915, S. 59 f.)

Liebe Gemeinde,

dies bewegende Gedicht wurde uns kürzlich in Gestalt einer Kopie aus dem Gemeinschaftsliederbuch geschenkt (Jesus unsere Freude 483). Angesichts der so unsicher gewordenen Weltlage ist der Text uns Entdeckung und Ermutigung zugleich, letzteres vor allem seines festen Kehrreims wegen: Der Vater im Himmel, der wahren Heimat seiner Kinder, beschirmt diese schon hier und jetzt, mag die irdische Situation oder Perspektive noch so hoffnungslos sein. Schöpfer des Gedichts ist Gustav Schüler (1863–1938), ein fruchtbarer und angesehener Schriftsteller aus dem Oderbruch. Anders als vermutet sind seine Verse nicht visionär im Sinne einer Vorahnung des Zweiten Weltkriegs: Entgegen der Angabe im Gemeinschaftsliederbuch fand die Erstveröffentlichung nicht in Schülers Todesjahr statt, sondern bereits 1915, im Ersten Weltkrieg. Freilich muss die Sehnsucht nach Trost auch damals unermesslich gewesen sein. Bis heute kann sie im Tiefsten nur durch Jesus Christus gestillt werden, der „die Auferstehung und das Leben“ ist (Joh 11,25.26; vgl. Mt 28,5–10). In dieser Überzeugung sind wir

mit herzlichen Grüßen und Segenswünschen
Ihre Gudrun und Karl Wilhelm Geck

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